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Amsoldingen
Ev. ref. Kirche
04. Juli 2015
18:00 Uhr
«The Golden Age»
Werke u. a. von Parsons,
Tallis, Purcell und Gjeilo
Bohdan Shved, Leitung
Programm (Download PDF)
Robert Parsons (ca. 1535–1572)
Ave Maria
William Byrd (ca. 1540–1623)
Ave Verum Corpus
Thomas Tallis (ca. 1505–1585)
If ye love me
O nata lux
Thomas Tomkins (1572–1656)
O sing unto the Lord a new song
Henry Purcell (1659–1695)
Hear my prayer, o Lord
Thou knowest, Lord
Remember not, Lord, our offences
***
Gregorianisches Kyrie
Arvo Pärt (*1935)
Magnificat
Józef Świder (1930–2014)
Pater noster
Hildegard von Bingen (1098–1179)
Columba aspexit
Eric Whitacre (*1970)
Lux aurumque
aus dem Codex Calixtinus
(ca. 1135–1140)
Congaudeant catholici
Ola Gjeilo (*1978)
Northern Lights
(Pulchra es, amica mea)
Mit Stücken aus dem Hochmittelalter von Hildegard von Bingen bis zu zeitgenössischen Komponisten wie Ola Gjeilo zeichnet der a cappella Chor Zürich die geistliche Chormusik eines ganzen Jahrtausends nach.
Der erste Teil des Programms ist der englischen Renaissance gewidmet, dem Golden Age, wie die künstlerische Blütezeit im England des ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts genannt wird. Die englischen Komponisten erneuerten die traditionelle Kirchenmusik in Richtung mehrstimmiger, homophoner Sätze. Der gleichzeitige Silbenwechsel in allen Stimmen kam der Textverständlichkeit zugute, einem wichtigen Grundsatz in der anglikanischen Liturgie, die ab Mitte des 16. Jahrhunderts in England an die Stelle der katholischen trat. Parsons Mariengruss ist strahlender Beginn und zugleich das älteste Stück des ersten Teils: Die Sopranstimme, die Stimme Gabriels, steigert mit jedem Einsatz die Erregung und Verzückung des Erzengels. Es folgen Stücke, die die Gegensätzlichkeit zwischen dem traditionellen und dem neuen anglikanischen Stil verdeutlichen. Sie bezeugen auch das Können der englischen Komponisten in beiden Stilen: In der unmittelbaren Aufeinanderfolge von Henry Purcells Hear my Prayer, o Lord – zweifelsohne ein kleines Juwel der Polyphonie – und dem streng auf Textverständlichkeit hin ausgelegten Thou Knowest, Lord wird diese Meisterschaft erfahrbar.
Im zweiten Teil wird der zeitliche Bogen weit gespannt von der hochmittelalterlichen Gregorianik zu modernen Kompositionen: Die selbstversunkenen, meditativen Gesänge der deutschen Mystikerin Hildegard von Bingen oder der Benediktinermönche lassen die damalige tiefe Spiritualität erahnen. Sie werden aufgeführt im Wechsel mit Stücken zeitgenössischer Komponisten: In Józef Świders Vertonung des Vater Unser wird mittels Sprechgesang das wiederholende, rezitierende Element des Betens aufgegriffen. Ola Gjeilo und Arvo Pärt haben in ihrer persönlichen Auseinandersetzung mit Alter Musik ihre eigene Klangsprache entwickelt, die in den Kirchenräumen ihre ganze Wirkung entfalten kann.
Der a cappella Chor Zürich wurde 1972 durch Piergiuseppe Snozzi gegründet und widmete sich seit seinem Bestehen vorwiegend der Musik Palestrinas und seiner Schüler. Seit 2012 steht der Chor unter der Leitung von Bohdan Shved, der das Repertoire zu anderen Stilen hin erweitert, die dem Hörer epochenübergreifend Zugänge zur geistlichen a cappella-Musik ermöglichen und ihn alte Traditionen im Dialog mit modernen neu erleben lassen.