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Kappel am Albis
Klosterkirche
25. September 2016
17:15 Uhr
«cantate et exultate»
Musikalische Feste des 16. und 17. Jahrhunderts
Bohdan Shved, Leitung
Thomas Boysen, Laute
Matthias Müller, Violone
Veranstaltungsreihe «Musik und Wort»
Pfr. Christof Menzi, Lesungen
Programm
Claudio Monteverdi (1567–1643)
Messa a quattro voci da Cappella (SV 190):
Kyrie – Gloria – Credo – Sanctus – Benedictus – Agnus Dei
Clément Janequin (ca. 1485–1558)
Le chant des oiseaux
Orlando di Lasso (1532–1594)
O la! O che bon eco!
Claude Le Jeune (ca. 1530–1600)
Revecy venir du printans
Pierre Attaingnant (ca. 1494–1551)
Quand je bois du vin clairet
*** Pause ***
Anonym
Une jeune fillette de noble cœur
Claudio Monteverdi
Surgens Jesu (SV 227)
Crucifixus (aus: Selva morale e spirituale, SV 252-288)
Laetatus sum (aus: Vespro della Beata Vergine, SV 206)
Laudate Dominum Terzo (aus: Selva morale e spirituale)
Cantate Domino (SV 293)
cantate et exultate
Musikalische Feste des 16. und 17. Jahrhunderts
Die Wendung Singet und feiert aus dem Psalm 96 «Cantate Domino canticum novum» bildet die thematische Klammer des Programms: Ob weltlich oder geistlich, Feste waren Höhepunkte im Alltag der Menschen, für ihre Inszenierung wetteiferten Adel und Klerus um die hervorragendsten Musiker, komponiert wurde für erlesene Anlässe in grossartigen Kirchen und prunkvollen Sälen. Unter den Künstlern herrschte reger Austausch, sie begriffen sich als handelnde, schöpferische und fühlende Wesen.
Die Madrigale stammen vorwiegend aus der franko-flämischen Renaissance. Das tänzerisch-leichte Revecy venir du printans, Lassos experimentierfreudiger Echogesang oder Janequins lautmalerischer Chant des oiseaux voller Sprachwitz mögen einen Eindruck vermitteln, wie abwechslungsreich und stimmungsvoll es in Festsälen herging.
Und was hörte man in den Kirchen? War die franko-flämische Musik zunächst stilbestimmend, kamen ab der Mitte des 16. Jahrhunderts die wesentlichen Impulse aus Italien. Monteverdi entwickelte in Abgrenzung zur kontrapunktisch ausgerichteten Polyphonie eine an Sprachrhythmus und Textbedeutung orientierte musikalische Formensprache, die seconda pratica.
Dabei erreichte er eine einzigartige Ausdruckskraft. In seiner Musik wird Menschliches erfahrbar: Freude und Leid, Hoffnung und Verzweiflung.
Monteverdis Kompositionen spiegeln die Veränderungen in der Kirchenmusik in besonderem Masse: Lässt sich die Messa a 4 voci noch dem alten Stil zuordnen, zeigt sich seine Meisterschaft, Stilmittel wirkungsvoll einzusetzen, im Crucifixus, wo der Schmerz durch die chromatisch fallende Quarte geradezu körperlich spürbar wird. Völlig anders verfährt er im Laetatus sum: Um die Freude der Israeliten beim Anblick Jerusalems einzufangen, organisiert er die Musik um den Text und verwebt den cantus firmus mit sich wiederholenden Basslinien, eine Technik, die sehr modern und jazzig anmutet. Chromatik und walking bass – wahrlich ein neues Lied! Waren Stilmittel zur gesteigerten Wahrnehmung von Sprache und Affekten einst den weltlichen Festsälen vorbehalten, sind sie mit Monteverdi in der Kirche angelangt.
1972 von Piergiuseppe Snozzi gegründet, widmete sich der a cappella Chor Zürich insbesondere der Musik Palestrinas und seiner Schüler. Seit 2012 steht der Chor unter der Leitung von Bohdan Shved. Mit ihm haben wir unsere hohen klanglichen Ansprüche in neue Richtungen weiterentwickelt. Zum Repertoire gehören mittlerweile auch Stücke zeitgenössischer Komponisten wie Arvo Pärt oder Ola Gjeilo.
Bohdan Shved, geboren 1973 in Lwiw, Ukraine, studierte in seiner Heimatstadt Flöte, Klavier und Dirigieren und schloss im Fach «Opern- und Sinfoniedirigieren» bei Mykola Kolessa mit Auszeichnung ab. Es folgten zahlreiche Weiterbildungen, u.a. am Mozarteum in Salzburg und in Leipzig, ausserdem Meisterkurse bei Zsolt Nagy, Peter Eötvös, Sir Colin Davis, Yuri Simonov und Silvain Cambreling. Gastdirigate führen ihn in diverse europäische Städte. Seit 2005 ist er wiederholt an der Opéra de Lyon engagiert, für das Festival dʼAix-en-Provence arbeitete er 2015 mit Teodor Currentzis und Peter Sellars. Neben dem a cappella Chor Zürich leitet Bohdan Shved Chöre in Basel und Bern.