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Kappel am Albis
Klosterkirche
30. September 2018
17:15 Uhr
Maurice Duruflé: Requiem
a cappella Chor Zürich; Lucrezia Lucas, Mezzosopran; Michael Ulrich, Bariton; Olga Zhukova, Orgel; Bohdan Shved, Leitung
ACCZ Faltkarte Basel_Kappel_2018
http://www.klosterkappel.ch/de
Das Requiem von Maurice Duruflé, wohl sein berühmtestes Werk, wurde im Jahr 1947 uraufgeführt, also kurz nach dem 2. Weltkrieg. Seine Grundhaltung ist nicht Auflehnung oder Verzweiflung über den Tod, der uns liebe Menschen nimmt und uns alle eines Tages dahinraffen wird, sondern vielmehr Trost und Versöhnlichkeit. Darin ist es dem Requiem von Fauré nahe, das auch sonst in vielem ein Vorbild war. Viel stärker ist aber der Einfluss des gregorianischen Chorals zu spüren, von dem sein Requiem, nach Duruflés eigenen Worten, ‚ganz und gar durchdrungen’ ist. Jeder einzelne Satz basiert auf dem entsprechenden Thema der gregorianischen Totenmesse. Die aus dem ersten Jahrtausend überlieferten Melodien, einstimmig und tief berührend in ihrer archaischen Schlichtheit, liegen dem Werk als tragendes Fundament zugrunde und schimmern überall durch, manchmal offener, manchmal verborgener, manchmal ganz nahe am Vorbild und manchmal in einem spätromantischen oder impressionistischen Kleid. Ständig wechselnde Vorzeichen und Taktarten sind die Elemente dieses zeitgenössischen Stils; sie umspielen, verschleiern und hinterfragen die ruhige Sicherheit der gregorianischen Grundlage. Dazu passt, dass sich jeder Satz am Schluss im Unhörbaren verliert. Sogar der Schlussakkord bleibt harmonisch in der Schwebe, wie ein Fragezeichen.
Der a cappella Chor Zürich stellt die beiden grossartigen Werke nebeneinander, das einstimmige gregorianische Requiem aus den Tiefen der Vergangenheit, und Duruflés moderne Schöpfung für Chor, Soli und Orgel. Der Zuhörer kann dabei an einem Dialog über die Jahrhunderte weg teilnehmen, der sich als wunderbar fruchtbar erweist.
Duruflé hat uns vor allem geistliche Vokal- und Orgelmusik hinterlassen. Unsere Organistin Olga Zhukova bringt ein besonders eindrückliches Werk zur Aufführung: die Toccata aus der Suite opus 5 für Orgel. Das ist ein hochvirtuoses, leidenschaftlich bewegtes Stück, mächtig und zart, voller überraschender Wendungen in Harmonie und Rhythmus. Auch mit diesem Instrument schliesst sich Duruflé würdig und eigenständig an eine ruhmreiche musikalische Tradition an.