Cantate et exultate
Nach Abstechern ins Hochmittelalter und in die Neuzeit wenden wir uns 2016 wieder ganz dem 16. und 17. Jahrhundert zu und zeigen dabei das ganze Spektrum der Zeit: In der ersten Jahreshälfte erwarten uns weltliche Madrigale der franko-flämischen Frührenaissance in prächtigen Sälen, in der zweiten sakrale Werke mit Instrumentalbegleitung von Monteverdi, komponiert für grosse Kathedralen an der Schwelle zum Barock.
Cantate et exultate, ein Vers aus dem Psalm 96, den wir in Monteverdis Vertonung zur Aufführung bringen, bildet die programmatische Klammer: Feste, ob säkular oder sakral, stellten Höhepunkte im beschwerlichen Alltag der Menschen dar.
In der Renaissance veränderte sich das Selbstbild des Menschen und seine Sicht auf die Welt dahingehend, dass Musik, die lange nahezu ausschliesslich Sakralkunst war, zunehmend weltlich wurde. Adel und Klerus wetteiferten um die hervorragendsten Musiker und Komponisten, geschrieben wurde für gesellschaftliche Anlässe in prachtvollen Räumen, in denen sich die Musik bewegen und entfalten konnte. Ob im fürstlichen Saal oder in der Kirche – überall wurde eine «Herrlichkeit» inszeniert, die nicht mehr nur Gotteslob war, sondern die Kultiviertheit und den Reichtum der Mächtigen zur Schau stellte.
Cantate et exultate – wir laden ein zum Renaissance-Ball
Mit unserem – erstmals weltlichen – Programm zeigt sich der a cappella Chor Zürich in Bewegung. Gemeinsam mit Véronique Daniels, einer Spezialistin im Bereich Renaissance-Tanz laden wir ein, die Epoche buchstäblich zu durchschreiten: Unterstützt vom Bläserensemble um den Posaunisten Sergei Yemelyanenkov, auch er ein Kenner der Renaissance, sollen in einem Teil des Programms die höfische Ballatmosphäre miterlebt und mitgestaltet werden.
Der a cappella Chor Zürich singt dabei Madrigale vorwiegend aus der franko-flämischen Renaissance, von einfachen thematisch passenden Liebes- und Trinkliedern bis zu virtuosen polyphonen Stücken.
Cantate et exultate – musikalische Feste des 16. und 17. Jahrhunderts
In Kappel am Albis werden einzelne Stücke aus dem Ballprogramm übernommen und zusammen mit sakralen Werken Claudio Monteverdis aufgeführt. Damit öffnet sich der Blick auf die ganze Epoche: War zunächst die franko-flämische Musik stilbestimmend, kamen ab der Mitte des 16. Jahrhunderts wesentliche Impulse aus Italien, unter anderem aus der Venezianischen Schule, die die Instrumentalmusik erneuerte und den Raum in die Klangwelt miteinbezog.
Monteverdi, ab 1613 in Venedig, führte diese Entwicklung fort. Er entwickelte eine an Sprachrhythmus und Textbedeutung orientierte musikalische Formensprache, die er seconda pratica nannte.
Daran zeigt sich die veränderte Selbstwahrnehmung, die dazu führte, dass der Mensch seine Musik zunehmend in den Dienst der eigenen Subjektivität stellte. Waren ein «Primat der Sprache» und eine vermehrte Darstellung menschlicher Affekte zunächst in der weltlichen Musik zu beobachten, sind diese Stilmerkmale mit Monteverdi in der Kirche angelangt.
Cantate et exultate – Monteverdis Festmusik zu San Marco
Die Messa a 4 voci ist das strukturgebende Element eines reinen Monteverdi-Programms; um sie herum werden Stücke unter anderem aus der Marienvesper und der Sammlung «Selva morale e spirituale» angeordnet.
Monteverdis Kompositionen markieren den Übergang zum Barock: Das Verwenden von Instrumenten und die stärkere Orientierung an der Wortbedeutung führen zu einer Abkehr von der Polyphonie; auch geistliche Musik dient zunehmend der Darstellung menschlicher Affekte, die mit monodischen, konzertanten Formen dramatisch zum Ausdruck gebracht werden.